Netzwerk & Aktivierung

Netzwerk und Aktivierung

Ansatz zum Gehirn: Netzwerk und Aktivierung

    „Eine These, die derzeit favorisiert wird und auch experimentellen Überprüfungen zugänglich ist, geht davon aus, dass die Repräsentation von Inhalten nicht über einzelne hochspezialisierte Nervenzellen erfolgt, sondern über ganze Ensembles von Nervenzellen, die über große Bereiche der Hirnrinde verteilt sein können und sich ad hoc (spontan und vergänglich) aufgrund der vorhandenen Kopplungen zusammenschließen.“ Wolf Singer, 2008

Wir bauen genau auf dieser Annahme auf, nur dass wir meinen, dass die Dichte der Kopplungen im Netzwerk den Aktivierungsmustern folgen. Dann würde die „Software“ die Hardware (per)formen, was sich mit Beobachtungen zur Plastizität des Gehirns deckt. Es ist unstreitig und zu beobachten, dass es dieselben Zellen und Verbindungen sind, die in rascher Folge für völlig unterschiedliche Wahrnehmungen und Prozesse genutzt werden. Der reine Netzwerkgedanke kann daher die Geschwindigkeit und schnelle Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns nicht erklären. Neben einem wandlungsfähigen Netzwerk könnte eine entwicklungsfähige Software existieren. Die beliebig variablen Wechselwirkungen der Aktivierungs- und Hemmungsmuster und die Feinheiten der Modulationen sind dabei die Bausteine dieser Sprache, die „ Algorithmen“ dieser Software. Mit diesen selbst zu arbeiten und die Klaviatur zu erweitern, ist in der Evolution des Menschen nichts Neues, sondern Alltag. Nur jetzt hat man ein Feedback dazu. Wie könnte man seine Hand bewusst (!) gebrauchen, wenn man sie noch nie gefühlt, gesehen oder gehört hätte? Wir lernen alles durch Feedback. Ohne wären wir Babies geblieben.

Brain-Avatar eines Kita-Kindes

Der zeitliche Abstand zwischen den Fotos sind nur Wimpernschläge (0,04 Sekunden), doch lädt sich das Bild schnell auf, wird ausgefüllt, der Schwarzanteil schwindet rasch. Ein Aufschaukeln in sehr großen Formen und zusammenhängenden Mustern: Freude, die am Ende sehr intensiv ist. Es bilden sich viele Zentren und Spitzen, – auf Dauer würde das anstrengend. Zum Glück ist beim Kleinkind nichts von besonders großer Dauer. Es wird intensiv und dynamisch wahrgenommen/angeregt und dann springt es woanders hin.

Spannend ist es die Landkarte des Gehirns wegzulegen und auch nicht auf das Netzwerk zu sehen, sondern auf das, was im Netzwerk und dazwischen geschieht. Das macht den Blick frei für die spannenden Gemeinsamkeiten, die spezifischen und beschreibbaren Zustände unseres Gehirns, die nicht die übliche Einteilung in Alpha-, Beta-, etc.-Frequenzen meint, sondern Zustände über diese hinweg. Z.B. entspannte Konzentration, die auch ein sehr guter Fußballer im Spiel unter vollem Adrenalin herstellen muss, um locker/eiskalt/cool zu verwandeln/bleiben (weil verkrampft geht es nicht).

Das Individuum ist glücklicherweise individuell – und sein Leben lang entwickelbar.

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